Lesung … an die Römer

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Die Heilige Schrift im Lektionar

Seit Erscheinen der revidierten Einheitsübersetzung gibt es viele Informationen zu den Änderungen im Text. Wir wollen sie in dieser Serie nicht einfach wiederholen, sondern sie mit Beobachtungen und für die Verkündigung hilfreichen Hinweisen ergänzen.

Es gibt scheinbare Nebensächlichkeiten, die man einfach so hinnimmt, weil man sich jahrzehntelang daran gewöhnt hat. Haben Sie schon darüber nachgedacht, welche Adressaten mit „die Römer“ in der hier im Titel zitierten Ankündigung eigentlich gemeint sind? Sie entstammt in dieser Fassung dem bisherigen Lektionar.

Machen Sie den Vergleich mit dem neuen Lektionar: „Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom“. Das ist deutlicher: Paulus schreibt nicht an die Bewohner Roms oder gar des gesamten Römischen Reiches, sondern an die Christengemeinde in Rom. Analog an die Gemeinden in Korinth, Galatien, Ephesus, Philippi, Kolossä und Thessalonich. Das ist eine klare, unmissverständliche Ansage – und sie klingt sogar besser.

Wie bei der Schlussformel „Wort des lebendigen Gottes“ bzw. „Evangelium unseres Herrn Jesus Christus“ signalisiert das mit dem eigentlichen Lesungstext identische Schriftbild, dass die Ankündigung Teil der liturgischen Verkündigung ist.

Mag sein, dass das nur eine Nebensächlichkeit ist. Aber sie musste ebenso bedacht und neu entschieden werden wie angeblich wichtigere Fragen. Die neuen Lektionare werden (hoffentlich) wieder eine Generation lang in Gebrauch sein, womit auch die kleinen, unscheinbaren Änderungen lange präsent bleiben und ihre bewusstseinsbildende Kraft entfalten.

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Albert J. Urban

Albert Urban ist Geschäftsführer des Deutschen Liturgischen Instituts in Trier und Herausgeber zahlreicher Nachschlagewerke.

Quelle: Gottesdienst. Zeitschrift der Liturgischen Institute Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, 2018, Heft 21, S. 241

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