Regelwerk des Lektionars
In jener Zeit …
Öfter wird gefragt, nach welchen Vorgaben die Auswahl der Schriftlesungen und deren Zuschnitt vorgenommen wird. Die Antwort lautet: Die Leseordnung ist in allen Einzelheiten weltkirchlich geregelt. Die Vorlage ist aber nicht der lateinische Text im Lectionarium Missae, sondern ein Regelwerk, der Ordo Lectionum Missae (OLM). Es lohnt sich, einen Blick in dieses Regelwerk zu werfen. Das Internet macht es leicht und bietet den OLM als PDF sogar kostenlos an: bit.ly/2GRODnc.
Als Beispiel nehmen wir das Evangelium an Mariä Verkündigung (25. März). Die Auswahl der Verse 1,26–38 entspricht dem Abschnitt in der Einheitsübersetzung. Die Bibelstelle beginnt mit den Worten „Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel …“. Der OLM ändert das um zu „In jener Zeit (In illo tempore) wurde der Engel Gabriel …“. Der Grund liegt darin, dass für die Gottesdienstteilnehmer/ innen nicht erkennbar ist, worauf sich die konkrete Zeitangabe „im sechsten Monat“ bezieht. So könnte sie das Nachdenken über diese Frage bereits zu Beginn der Verkündigung vom Wesentlichen der Aussage des Evangeliums ablenken.
Der OLM gibt auch die Überschriften zu den Perikopen vor. Da sie aber nicht zur Verkündigung gehören, hat man bereits beim bisherigen Lektionar von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, hier nicht die lateinische Vorlage exakt zu übersetzen, sondern den deutschen Bibeltext als Grundlage zu verwenden.
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